Otto Grünberg Gedenken 2018

Es ist später Abend. Ein junger Mann läuft die Straße herunter. "Wie friedlich doch die Großstadt bei Nacht sein kann", denkt er sich. Doch im selben Moment muss er auch daran denken, das Berlin dieser Tage alles andere als friedlich ist. Erst vor ein paar Tagen hatten Mitglieder des SA-Sturms den Arbeiter Max Schirmer erstochen.“ Hoffentlich werden die Täter durch meine Aussage ihrer gerechten Strafe zugeführt und die Gewalt nimmt endlich ein Ende“. In Gedanken versunken biegt er in die Schloßstraße ein. Da passiert es ganz plötzlich. Von allen Seiten zucken Blitze, Knalle hallen, Stille... Dann das Geräusch von schweren Stiefeln auf hartem Stein, dazu heult ein Motor und mit quietschenden Reifen rast der Laster davon. Jetzt wird die Stille nur noch von unserem jungen Mann durchbrochen, der sich schwer verwundet die wenigen Meter zu seinem Wohnhaus schleppt. Das Blei hat viele tiefe Wunden in sein Fleisch gerissen, Knochen splittern lassen und so hinterlässt er eine Spur aus Blut. Wenig später stirbt er in der Gaststätte „Wascher“, welche heute „Kastanie“ heißt.

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Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freunde. Wir gedenken heute dem am 1. Februar 1931 ermordeten Genossen Otto Grüneberg. Einem bemerkenswerten und höchst engagierten jungen Mann. Nicht nur war er Mitglied in der roten Jugendfront, der Jugendorganisation des roten Frontkämpferbundes, sondern auch in der internationalen Arbeiterhilfe (kurz IAH), der roten Hilfe, der Jiu-Jitsu-Abteilung des Arbeitersportvereins „Libertas“ und der Häuserschutzstaffel. Letztere diente ursprünglich dem Schutz der Anwohner vor Zwangsräumungen und ähnlichem. Doch mit der Brutalisierung des politischen Kampfes 1930 verlagerte sich die Hauptaufgabe auf den Schutz vor Angriffen des SA-Sturms. Dieses Engagement dürfte für den SA-Sturm Grund genug gewesen sein ihn zu ermorden. Doch in diesem Fall gab es einen expliziten Grund. Wie bereits erwähnt sollte Grüneberg gegen Mitglieder des SA-Sturms aussagen, welche wenige Tage zuvor den Arbeiter Max Schirmer erstachen. Damit gilt er als erstes politisches Opfer des SA-Sturms. Eines von vielen die noch folgen sollten und heute 73 Jahre nach Kriegsende immer noch Folgen. Wenn die AFD in den Bundestag gewählt wird und Schusswaffengebrauch an den Grenzen fordert, wenn Flüchtlingsheime brennen, der NSU jahrelang vom Verfassungsschutz gedeckt mordet oder wenn man sich einfach mal anschaut was in der Ukraine passiert, wo die rechte Hetze schon längst in grausame Gewalt umgeschlagen ist, dann erkennt man, dass faschistisches Gedankengut noch immer einen Platz in unserer Gesellschaft findet und dass der politische Kampf Otto Grünebergs noch lange nicht ausgefochten ist!

Es ist an uns! Jungen Menschen! Sich zu organisieren. Sich den Faschisten in den Weg zu stellen. Sei es durch Gespräche in der Schule, Uni etc. Oder sei es durch konkrete Aktionen, wie das Blockieren eines Nazi-Aufmarsches. Es ist an uns, aufzuzeigen dass menschenverachtende Hetze nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt wird und dass wir uns nicht einschüchtern lassen!!

Wie könnte man unseren Genossen denn mehr ehren, als seinen verlorenen Kampf wieder aufzunehmen?!? Dafür zu sorgen dass sein Leben und sein Wirken nie vergessen wird!?! Also lasst uns in dem Wissen, dass noch viele harte Kämpfe auf uns warten, Otto Grünebergs gedenken und hoffen, dass wir dem Morden endgültig ein Ende setzen können.

Die obige Rede zum Gedenken an Otto Grüneberg hielt für die DKP und SDAJ unser Genosse Jurek von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.

otto gruenberg

Am 1. Februar 1931 wurde der junge Kommunist Otto Grüneberg in der Schloßstraße vom SA-Sturm 33 erschossen. Er starb in der Gaststätte Schloßstr. 22.

Aus Anlaß des 87. Todestages von Otto Grüneberg rufen wir zu einer Gedenkfeier am Sonntag, 04. Februar um 11.00 Uhr vor dem Lokal „Kastanie“ (Schloßstr. 22) in Berlin-Charlottenburg auf.

Redner:
Peter Neuhoff (VVN/BdA)
Volker Fischer (Die Linke)
Herbert Nebel (Bündnis90/Die Grünen)
Jurek ( SDAJ - DKP Berlin)
Peter Kranz (Ökumenisches Zentrum)
Musikalische Begleitung: Elke Querbeet

Unterstützer*innen:

Bündnis90/Die Grünen, Kreisvorstand Charlottenburg-Wilmersdorf ° Charlottenburg hilft ° DGB-Jugend Berlin-Brandenburg ° Die Linke Charlottenburg-Wilmersdorf ° DIVAN e.V. Interkulturelles Nachbarschaftszentrum ° DKP Berlin ° Flüchtlingsinitiative Klausenerplatz ° GEW Charlottenburg-Wilmersdorf Jugendclub Schloß 19 – comm’une chateau, Berlin-Charlottenburg ° Annegret Hansen, BVV-Vorsteherin, SPD ° Heimatverein Charlottenburg ° Kastanie, Berlin-Charlottenburg ° Kiezbündnis Klausenerplatz e.V. ° Mädchen- und Frauenladen LiSA e.V. ° Ludwig, Nicole, MdA, Bündnis90/Die Grünen ° Marx-Engels-Zentrum Berlin Naumann, Reinhard, Bezirksbürgermeister, SPD ° Ökumenisches Zentrum, Berlin-Charlottenburg ° Paus, Lisa, MdB, Bündnis90/Die Grünen ° Radziwill, Ülker, MdA, SPD ° Schruoffeneger, Oliver, Stadtrat, Die Grünen ° Schmitt-Schmelz, Heike, Stadträtin, SPD ° SJD Die Falken Berlin ° SPD-Abteilung73/City-Westend ° SPD-Abteilung 74/Klausenerplatz-Kiez ° SPD-Fraktion in der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf ° Verrycken, Fréderic, MdA, SPD ° Berliner ° Initiative für Demokratie und Toleranz ° Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten ° Willkommen im Westend