Der weitere Ausbau der A100

Quelle: Berliner Anstoss 02/2022

Die Autobahn A100, auch Stadtautobahn genannt, 1958 mit dem 1. Bauabschnitt im Bezirk Wilmersdorf eröffnet, erreicht mit der voraussichtlichen Fertigstellung des 16. Bauabschnitts 2024 erstmals Ostberliner Gebiet. Vom Dreieck Neukölln weitergeführt, mussten ein Kleingartengebiet mit 380 Parzellen sowie zwei Wohnhäuser in der Treptower Beermannstraße weichen. 447 hochgewachsene Bäume wurden gefällt. Für die Baufirmen ist der 3,2 Kilometer lange Abschnitt bis zur Straße Am Treptower Park ein prima Geschäft.
Er wird nach derzeitigen Kostenschätzungen etwa 700 Millionen Euro kosten (gut 50 Prozent mehr als bei Baubeginn 2013 behauptet). Mit Kosten von 218.000 Euro pro Meter wird er damit die teuerste Autobahn Deutschlands.


Hat die Betonschneise erst einmal Treptow erreicht, will das Bundesverkehrsministerium sie schon verlängern. Über die Elsenbrücke, die gerade erneuert wird und die dann wieder abgerissen würde, geht es zwischen S-Bahnring und Markgrafenstraße entlang (hier dürften wohl etliche Wohnhäuser abgerissen werden) Richtung S-Bahnhof Ostkreuz, der dann unterquert wird. Die Tunnelröhren sind übrigens schon vorhanden, sie wurden bei der Sanierung des Bahnhofs vor etlichen Jahren als »Vorsorgebauwerk« gleich mitgebaut. Ein Doppelstocktunnel soll dann die A100 unter der Neuen Bahnhofstraße entlangführen (auch hier fallen Häuser), die dann am Kietzer Weg wieder das Tageslicht erblickt, dort unter den Fenstern der Hochhäuser der Wilhelm-Guddorf-Straße eine Grünanlage zerstört, um nach Überbrückung der Frankfurter Allee gut einen Kilometer später an der Storkower Straße zu enden. Kosten für die 4,1 Kilometer lange Strecke? Darüber reden ihre offenen Befürworter von CDU, FDP und AfD lieber nicht.
Eine Kostenschätzung aus dem Jahre 2013 beläuft sich auf 531 Millionen Euro. Diese Summe dürfte genauso aus der Zeit gefallen sein wie dieses ganze umweltfeindliche Projekt. Übrigens: Mehr als zwei Drittel aller Berliner haben überhaupt kein Auto.
Unsinnige Logik des Stadtautobahnbaus: Nicht nur wird es an der zukünftigen Abfahrt Treptower Park permanente Rückstaus geben. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 des Bundesverkehrsministeriums wird auch für den 17. Bauabschnitt nach Fertigstellung von häufiger Staugefahr ausgegangen. Und die Erfahrung zeigt es auch: Zusätzliche Straßen erzeugen zusätzlichen Verkehr. (jst)